Arbeitsgemeinschaft für Heimatgeschichte Feuchtwangen
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KARLSTAG am 27. Januar 2008


Die von Fritz Wünschenmeyer 1990 angeregte Wiedereinführung des Gedenktages der Chorherren des Stiftes Feuchtwangen an Kaiser Karl den Großen - anlässlich des Todestages des sagenhaften Gründers des ehemaligen Benediktinerklosters Feuchtwangen - hat für die Stadt einen nunmehr weiteren traditionellen Festtag im Jahr, den Karlstag, geschaffen.



Der Erlanger Historiker Professor Dr. Klaus Herbers sprach über den historischen und über den mythischen Karl.
Ob Karl der Große das Feuchtwanger Kloster gegründet hat, bleibt ohne ein entsprechendes zeitgenössisches Dokument im Dunkeln.
Fotos: Herbst
       
Historiker Professor Dr. Klaus Herbers sprach aus Anlass des Gedenktages in der Stadt

"Kaiser Karl lebt auch vom Mythos"
Aber: "Vielleicht entstand Feuchtwanger Kloster auf Veranlassung des Herrschers"
 
FEUCHTWANGEN (oh) - Kaiser Karl der Große lebt im Wesentlichen auch von den Geschichten, die sich nach seinem Tod um ihn gerankt haben. Dies erklärte der Erlanger Historiker Professor Dr. Klaus Herbers gestern in seinem Vortrag zum traditionellen Karlstag in Feuchtwangen. Zu dem Referat und zum gemeinsamen Karlsessen hatte wieder die Arbeitsgemeinschaft für Heimatgeschichte im Verein für Volkskunst und Volkskunde in Feuchtwangen eingeladen.
 
Professor Herbers hatte seinen Vortrag "Karl der Große und Feuchtwangen - vom historischen zum mythischen Karl" genannt und ging auch auf die erste Erwähnung des ehemaligen Benediktinerklosters an der Sulzach ein: "Auf einem Hoftag in Aachen 817, 819 oder vielleicht auch 818 wird das Kloster Feuchtwangen unter denjenigen Klöstern genannt, die Abgaben zu leisten, aber keine Leute für Kriegszüge zu stellen hatten."
 
Gegründet worden sei das Kloster schon Ende des achten Jahrhunderts - vielleicht sogar auf Veranlassung Karls des Großen ("Man kann es nicht ausschließen, aber es gibt keinen zeitgenössischen positiven Beleg, der uns sagt: Er ist nun wirklich jemand, der das Kloster gegründet hat").
 
Eines sei den Klöstern Mittelfrankens, auch dem Herrieder und dem Feuchtwanger, gemeinsam: Sie seien fast alle an Großklöster oder Bistümer außerhalb des Raumes delegiert worden, so der Lehrstuhlinhaber für Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften an der Universität Erlangen-Nürnberg.
 
Es sei aber weniger wichtig, ob Karl wirklich das Kloster gegründet habe, sondern es wäre stattdessen interessant zu wissen, wann und in welcher Lage die Geschichten um die Gründung Gestalt angenommen hätten. "Ist schon der historische Karl faszinierend, so scheint der mythische Karl für viele Entwicklungen noch viel entscheidender zu sein", meinte Professor Herbers. Vielleicht brauche die Geschichte sogar den Mythos.
 
Das Bild des Herrschers, der Kirchen und Klöster gründe, sei Teil einer Entwicklung, die die Rolle Karls des Großen im Mittelalter immer weiter erhöhe. Das Verhältnis von Wirklichkeit und Mythos zeige sich bei dem Karolinger früh. Die Geschichtsschreibung auch an Karls Hof habe nicht immer das aufgezeichnet, was geschah, sondern zuweilen das, was hätte sein sollen.
 
Der Hochschullehrer erwähnte auch die Sage vom Feuchtwanger Taubenbrünnlein, nach der eine Taube dem durstigen Karl den Weg zu klarem Wasser gewiesen und dieser daraufhin gelobt habe, eine Kirche und ein Kloster zu errichten.
 
"Könnte der Kaiser nicht doch in Feuchtwangen gejagt haben?", fragte Herbers. Aus den Quellen lasse sich zwar kein Aufenthaltsort Karls in der Nähe Feuchtwangens ableiten, doch seien Jagdaufenthalte meist ohne Spuren geblieben, wenn diese nicht mit anderen Handlungen verbunden waren.
 
Dem historischen Karl sei es gelungen, ein nicht nur für damals riesiges Reich aufzubauen. Es verwundere nicht, dass Kriegszüge wesentliche Phasen der Regierungszeit bestimmt hätten. Vor allem nach der Kaiserkrönung 800 sei Karl zudem intensiv als Gesetzgeber tätig geworden. "Nun wollte er Herrscher sein, wie die Kaiser der Antike, deren Wort Gesetz war."
 
Neue Ansätze habe der Kaiser auch gezeigt, als es darum ging, die Rechtsnormen in die Praxis umzusetzen. Das Amt des Grafen und die Grafschaft als Verwaltungseinheit hätten die Herrschaftsstruktur geändert. "Trotzdem konnte das große Reich auch hierdurch nicht vollständig erfasst werden." Deshalb habe Karl die Amtsträger persönlich stärker an sich gebunden. Ein Mittel dafür sei die Vasallität gewesen, bei der ein Untergebener in die Gefolgschaft eines Herrn trat.
 
Zum Karlstag übermittelte der Interims-Sprechter der Arbeitsgemeinschaft, Gerd-Volker Malessa, die Grüße des erkrankten Sprechers Dr. Friedrich Scharf. Ziel der Organisation sei es, Karl den Großen und weitere Themen aus der Feuchtwanger Stadtgeschichte ins Blickfeld zu rücken.
 
Zweiter Bürgermeister Herbert Lindörfer erklärte, es sei wichtig, gerade jungen Leuten die Geschichte ihrer Heimat näherzubringen. "Dieser Aspekt sollte in der heutigen Zeit noch mehr Bedeutung haben, als er vielleicht sowieso schon hat." Hier baue man schon in jungen Jahren Interesse an historischen Themen auf. Zum Abschluss erinnerte die Arbeitsgemeinschaft mit ihrem traditionellen Karlsessen an den Karolinger.

Bericht der Fränkischen Landeszeitung, Ausgabe Feuchtwangen Stadt und Land Montag, 28. Januar 2008

 
 
Bilder von Hans Ebert

Seite erstellt durch Hans Ebert  30. Januar 2008