Die
von Fritz Wünschenmeyer 1990 angeregte Wiedereinführung des
Gedenktages
der Chorherren des Stiftes Feuchtwangen an Kaiser Karl den Großen
- anlässlich des Todestages des sagenhaften Gründers des
ehemaligen
Benediktinerklosters Feuchtwangen - hat für die Stadt einen
nunmehr
weiteren traditionellen Festtag im Jahr, den Karlstag, geschaffen.
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Der
Erlanger Historiker Professor Dr. Klaus Herbers sprach über den
historischen und über den mythischen Karl.
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Ob
Karl der Große das Feuchtwanger Kloster gegründet hat,
bleibt ohne ein entsprechendes zeitgenössisches Dokument im
Dunkeln.
Fotos: Herbst
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Historiker Professor Dr. Klaus
Herbers sprach aus Anlass des Gedenktages in der Stadt
"Kaiser Karl lebt auch vom
Mythos"
Aber: "Vielleicht entstand
Feuchtwanger Kloster auf Veranlassung des Herrschers"
FEUCHTWANGEN
(oh) - Kaiser Karl der Große lebt im Wesentlichen auch von den
Geschichten, die sich nach seinem Tod um ihn gerankt haben. Dies
erklärte der Erlanger Historiker Professor Dr. Klaus Herbers
gestern in seinem Vortrag zum traditionellen Karlstag in Feuchtwangen.
Zu dem Referat und zum gemeinsamen Karlsessen hatte wieder die
Arbeitsgemeinschaft für Heimatgeschichte im Verein für
Volkskunst und Volkskunde in Feuchtwangen eingeladen.
Professor Herbers hatte seinen Vortrag "Karl der Große und
Feuchtwangen - vom historischen zum mythischen Karl" genannt und ging
auch auf die erste Erwähnung des ehemaligen Benediktinerklosters
an der Sulzach ein: "Auf einem Hoftag in Aachen 817, 819 oder
vielleicht auch 818 wird das Kloster Feuchtwangen unter denjenigen
Klöstern genannt, die Abgaben zu leisten, aber keine Leute
für Kriegszüge zu stellen hatten."
Gegründet worden sei das
Kloster schon Ende des achten
Jahrhunderts - vielleicht sogar auf Veranlassung Karls des Großen
("Man kann es nicht ausschließen, aber es gibt keinen
zeitgenössischen positiven Beleg, der uns sagt: Er ist nun
wirklich jemand, der das Kloster gegründet hat").
Eines sei den Klöstern Mittelfrankens, auch dem Herrieder und dem
Feuchtwanger, gemeinsam: Sie seien fast alle an Großklöster
oder Bistümer außerhalb des Raumes delegiert worden, so der
Lehrstuhlinhaber für Mittelalterliche Geschichte und Historische
Hilfswissenschaften an der Universität Erlangen-Nürnberg.
Es sei aber weniger wichtig, ob
Karl wirklich das Kloster
gegründet habe, sondern es wäre stattdessen interessant zu
wissen, wann und in welcher Lage die Geschichten um die Gründung
Gestalt angenommen hätten. "Ist schon der historische Karl
faszinierend, so scheint der mythische Karl für viele
Entwicklungen noch viel entscheidender zu sein", meinte Professor
Herbers. Vielleicht brauche die Geschichte sogar den Mythos.
Das Bild des Herrschers, der Kirchen und Klöster gründe, sei
Teil einer Entwicklung, die die Rolle Karls des Großen im
Mittelalter immer weiter erhöhe. Das Verhältnis von
Wirklichkeit und Mythos zeige sich bei dem Karolinger früh. Die
Geschichtsschreibung auch an Karls Hof habe nicht immer das
aufgezeichnet, was geschah, sondern zuweilen das, was hätte sein
sollen.
Der Hochschullehrer erwähnte
auch die Sage vom Feuchtwanger
Taubenbrünnlein, nach der eine Taube dem durstigen Karl den Weg zu
klarem Wasser gewiesen und dieser daraufhin gelobt habe, eine Kirche
und ein Kloster zu errichten.
"Könnte der Kaiser nicht doch in Feuchtwangen gejagt haben?",
fragte Herbers. Aus den Quellen lasse sich zwar kein Aufenthaltsort
Karls in der Nähe Feuchtwangens ableiten, doch seien
Jagdaufenthalte meist ohne Spuren geblieben, wenn diese nicht mit
anderen Handlungen verbunden waren.
Dem historischen Karl sei es
gelungen, ein nicht nur für damals
riesiges Reich aufzubauen. Es verwundere nicht, dass Kriegszüge
wesentliche Phasen der Regierungszeit bestimmt hätten. Vor allem
nach der Kaiserkrönung 800 sei Karl zudem intensiv als Gesetzgeber
tätig geworden. "Nun wollte er Herrscher sein, wie die Kaiser der
Antike, deren Wort Gesetz war."
Neue Ansätze habe der Kaiser auch gezeigt, als es darum ging, die
Rechtsnormen in die Praxis umzusetzen. Das Amt des Grafen und die
Grafschaft als Verwaltungseinheit hätten die Herrschaftsstruktur
geändert. "Trotzdem konnte das große Reich auch hierdurch
nicht vollständig erfasst werden." Deshalb habe Karl die
Amtsträger persönlich stärker an sich gebunden. Ein
Mittel dafür sei die Vasallität gewesen, bei der ein
Untergebener in die Gefolgschaft eines Herrn trat.
Zum Karlstag übermittelte der
Interims-Sprechter der
Arbeitsgemeinschaft, Gerd-Volker Malessa, die Grüße des
erkrankten Sprechers Dr. Friedrich Scharf. Ziel der Organisation sei
es, Karl den Großen und weitere Themen aus der
Feuchtwanger
Stadtgeschichte ins Blickfeld zu rücken.
Zweiter Bürgermeister Herbert Lindörfer erklärte, es sei
wichtig, gerade jungen Leuten die Geschichte ihrer Heimat
näherzubringen. "Dieser Aspekt sollte in der heutigen Zeit noch
mehr Bedeutung haben, als er vielleicht sowieso schon hat." Hier baue
man schon in jungen Jahren Interesse an historischen Themen auf. Zum
Abschluss erinnerte die Arbeitsgemeinschaft mit ihrem traditionellen
Karlsessen an den Karolinger.
Bericht der Fränkischen
Landeszeitung, Ausgabe Feuchtwangen Stadt und Land Montag, 28. Januar
2008