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der Stadt und des ehemaligen Stifts Feuchtwangen. Ein Beitrag zur vaterländischen Geschichte von Dr. Christoph Friedrich Jacobi, zweitem Inspector an dem
Königl. Bayer. Schullehrer-
Nürnberg,
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Die ausgezeichneten Geschichtsvorträge des Rectors Bomhard in Ansbach und des Professors Wagner in Würzburg gewannen den Verfasser des vorliegenden Werkes schon während seiner academischen Jahre für das Studium der Geschichte, und seine Liebe dafür stieg bis zur Begeisterung, seitdem er anfing, selbstständig in die Welt der Vergangenheit zurückzugehen, und die Blätter zu lesen, welche der Griffel der Geschichte beschrieben hat.
Als daher Se. Majestät der König Ludwig I. von Bayern im Jahre 1827 von Colombella aus die Geschichts- und Alterthumsfreunde seines Reiches aufrief, merkwürdigere Alterthümer zu sammeln, zu erhalten und zu beschreiben: da suchte auch der Verfasser einige Steine zu dem großen Baue, den der Herr seines Landes aufzuführen beschlossen hatte, und brachte sie den Meistern in Ansbach. Die Nachsicht, mit welcher diese die kleinen Beiträge aufnahmen, und die Aufmerksamkeit, welche ihnen besonders der damalige königl. General-Commisär und jetzige Staatsminister von Mieg schenkte, munterten den Verfasser zu sorgfältigeren Sammlungen auf; und als er in der Folge bei der Gründung des historischen Vereins für den Retzatkreis ohne Meldung mit dem Diplom eines Mitgliedes desselben beehrt wurde, betrat er diese Werkstätte der Geschichtsschreibung mit dem Entschlusse, ein nicht unwürdiger Schüler der großen Meister zu werden, die darin die Arbeiten vertheilen, ordnen und leiten. Die Geschichte der Stadt Feuchtwangen wählte er sich zu seinem ersten Versuche, und indem er sie hier der Oeffentlichkeit übergiebt, bittet er um schonende Beurtheilung, da ja das Werkchen nichts anders sein will, als die Arbeit eines Lehrlings, der sein Gesellenstück macht.
Fragt der Leser und Beurtheiler, warum gerade das kleine, unbedeutende Feuchtwangen mit seinem längst untergegangenen Stifte zum Gegenstand gewählt wurde, so ist die nächste Antwort die, daß der Verfasser vier Jahre lang als Subrector der lateinischen Schule in Feuchtwangen lebte und wirkte, daß er sein bürgerliches und häusliches Glück daselbst gründete, und daß er die Bürger der Stadt in einem hohen Grade lieb gewann. Überdieß ist auch die Geschichte von Feuchtwangen denkwürdig und theilnahmerregend, man mag die Gründung des Klosters von Karl dem Großen oder seine Umwandlung in ein Stift, das Aufblühen der Stadt unter den Hohenstaufen oder ihre Niederbrennung im Schwäbischen Städtekrieg, ihr Verhältniß zum Stift oder zur Landesregierung, das Auflodern des neuen oder das Erlöschen des alten kirchlichen Lebens, die Leiden der Bewohner im Schmalkaldischen oder im dreißigjährigen Krieg, und die Schicksale der Stadt unter Ansbachischer, Preußischer oder Bayrischer Regierung betrachten. Auch bieten sich einem Geschichtsschreiber von Feuchtwangen reiche und sehr schöne Quellen dar, zumal seit die Archive in Nürnberg, bei denen sich auch das ehemalige Markgräflich-Ansbachische Archiv befindet, den Mitgliedern des historischen Vereins geöffnet sind.
Dieß sind die Gründe, welche den Verfasser bewogen, die Geschichte von Feuchtwangen zu schreiben, und er übergab sie dem Druck, theils um den Wunsch seiner ehemaligen Mitbürger zu erfüllen, und sie durch den Blick in die Vergangenheit recht zufrieden mit der Gegenwart zu machen, theils in der Hoffnung, zur allgemeinen Geschichte des Landes einen kleinen Beitrag zu leisten. Die Quellen, welche er dabei benützte, sind folgende:
1. Chronicon
oder Annales der Stadt Feuchtwangen vom Jahre 800 - 1628 von Decan M. Georg
Coler.
2. Nachricht
von dem Stift und der Stadt Feuchtwangen, von der Stiftung bis auf das
Jahr 1329.
3. Miscellanea.
4. Nachrichten
von dem Stift und der Stadt Feuchtwangen von 800 - 1730.
5. Angefangene,
aber nicht vollendete Annales, meistens in lateinischer Sprache.
6. Acta der
Stadt Feuchtwangen durch Maximilian von Büren Kriegsvolk erlittene
Plünderung und sonstige verschiedene Einquartierungen und Durchmärsche
Spanischen, Italienischen und anderen Volks betreffend.
7. Frießens
historische Beschreibung des uralten Stifts Feuchtwangen, wie Er solche
Anno 1733 auf sein Ansuchen unternommen, und zu solchem Ende auß
dem hochfürstlichen Archiv zu Onolzbach ein und andere dienliche Documenta,
Acta und Nachrichten communiciret erhalten hat.
8. Repertorium
über die von dem Stift Feuchtwangen im Fürstlich Onolzbachischen
Archiv vorhandene sämmtliche Documenta und Acta, 1752 gefertigt von
Archivrath Gottfried Stieber.
9. Repertorium
über die das Ober-Amt Feuchtwangen betreffende Original-Documenta
und Acta. 1737. (Sämmtlich im Nürnberger Archiv.)
10. Frieß,
Anhang zum Zeugniß der Wahrheit bei Gelegenheit des zweiten evangelischen
Jubelfestes. Im Druck herausgegeben. Schwabach 1730.
11. Desselben
Beschreibung des Stifts Feuchtwangen, die jedoch nur theilweise Frieß
zum Verfasser hat, weil S. 10, 32 und 36. Ereignisse erwähnt sind,
welche sich erst nach seinem Tode zugetragen haben; nebst vielen Markgräflichen
und Königl. Preußischen Regierungs- und Consistorial-Verordnungen.
(In der Decanatsregistratur daselbst.)
12. Beschreibung
des Oberamtes Feuchtwangen auf hochfürstlichen Befehl 1732 verfertigt
von Vetter, und den 5ten Mai 1737 von dem hochfürstlichen Oberamt
genehmigt. (In der Registratur des Landgerichts daselbst.)
13. Das Stiftspartikulare.
(In der Registratur des Rentamtes daselbst.)
14. Die Saal-,
Lager-, Gült- und Fraischbücher von 1335, 1565 und 1581.
15. Gedenkbuch
der Stadt Feuchtwangen von 1529 von dem Stadtschreiber Jodocus Schollius.
16. Copial-Buch
derer Documente der Stadt Feuchtwangen von 1329 bis 1451. Tom. I.
17. Abschriften
alter Documente und Urkunden von 1592 bis 1703. Tom. II.
18. Reception
geistlicher Diener von 1645 bis 1758. (Sämmtlich in dem städtischen
Archiv in Feuchtwangen.)
19. Die Original-Urkunde
der Eheschaft von Markgraf Albrecht Achilles vom Jahr 1464, von dem Verfasser
zufällig aufgekauft und der Stadt zurückgegeben.
20. Frank's
Chronica.
21. Bärmeyer's
Gedenkbuch der Stadt Feuchtwangen.
22. Auszüge
aus Coler, Scholl, Kolb, Hufnagel, Frank, Frieß und Andern, von dem
Markgräflich Ansbachischen Archivraht Strebel.
23. Gedenk-,
Stadt- und Huth-Buch der Stadt Feuchtwangen Anno 1798. Abgeschrieben von
dem Chirurgen Johann Conrad Gaab.
24. Statistische
Beschreibung des Landgerichts Feuchtwangen von Assessor Toussaint.
25. Chronik
von Feuchtwangen, aus Auftrag des Decans Prinzing bis 1817 zusammengetragen
von dem Schullehrer und Stifts-Meßner Büttner.
Was nun die Bearbeitung selbst betrifft, so war der Verfasser bemüht, durch sorgfältige Sonderung des geschichtlich Wahren und Wichtigen von dem Unwahren und Werthlosen, durch zweckmäßige Vertheilung und Ordnung des aufgenommenen Stoffes, durch eine schlichte Darstellung in Satz und Wort den Anforderungen nach seinen schwachen Kräften zu genügen, und die längst verschwundenen Gestalten mit ihrer kleinen Welt und ihrem Treiben hervorzurufen aus dem Reiche der Schatten, und sie dem Auge des Beschauers lebendig vorzuführen, wie der Wiederhall dem Ohr den längstverklungenen Ton noch ein Mal wiedergibt. Ob ihm aber dieß gelungen? Der Verfasser erröthet, und gesteht, daß er zwei Mal im Begriffe stand, die Feder niederzulegen, weil das Werk nicht das Bild in seiner Seele erreichte, und weil ihm überdieß sein neues Amt in Altdorf fast nur die Stunden der Nacht dazu frei gab; allein sein ehrwürdiger Meister, den er nicht nennt, weil der Name des Schöpfers von Bayern's Jahrbüchern und Regesten, und von der Geschichte seiner Gauen und Grafschaften allbekannt ist, ermunterte ihn nicht weniger durch schonendes Urtheil in dem ersten Jahresberichte des historischen Vereines für den Retzatkreis, als durch Leitung und Beistand zur Fortsetzung und Vollendung seines Werkes; so wie auch der königl. Staatsrath und gegenwärtige General-Commissär des Kreises, von Stichaner, gleichgroßer Kenner als Freund der Geschichte, hohen Antheil an der Erscheinung desselben nahm, und es mit jener Entschiedenheit und Gnade beförderte, welche der Rhein, wie die Retzat kennt.
Daß endlich der Verfasser jene vereinzelte, jahrbücherartige Erzählung der Begebenheiten vermieden hat, wodurch die Geschichte einer Stadt von dem Leben des Stammes und Volkes losgerissen, und der große Zweck der Geschichte verfehlt wird, den Leser durch den Antheil, den er an der Scholle nimmt, die er bewohnt, für das gemeinsame Vaterland zu gewinnen, das ihn in seinem Schooße trögt: wird wohl kein Gegenstand des Tadels der öffentlichen Beurtheiler der wissenschaftlichen Erzeugnisse werden; auch kann es dem schlichten Auge nicht mißfallen, wenn das Gemälde des Lebens eines alten Stifts und einer kleinen Stadt aus seinem Hintergrunde Bilder größerer Erscheinungen hervorschimmern läßt.
Und somit gehe hinaus, Erstgeborener, und bahne den Brüdern, die dir bald folgen werden, den Weg zu einer guten Aufnahme durch Anspruchlosigkeit, Zuverlässigkeit, guten Willen und stilles Vertrauen.
Altdorf, den 12. Februar 1833.
Der Verfasser.
Erstellt am 27.3.1999 durch
Hans Ebert