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Band
6
Die Fotografie auf der ersten Umschlagseite zeigt einen Ausschnitt aus einer Postkarte zur Erinnerung an die Auflösung der Feuchtwanger Landwehr am 1. August 1869. |
Vorwort
Die vorliegende Chronik Feuchtwangens der Jahre 1818 - 1846 basiert auf einer eigenhändigen Niederschrift von Christoph Schäfer, der damals Stadtgemeindevorstand (Bürgermeister) war. Das Original befindet sich im Stadtarchiv Feuchtwangen, Archivbücherei I 7. Nach meiner und der Ansicht der bisherigen wenigen Leser soll dem wichtigen Zeitbild eine weitere Verbreitung ermöglicht werden.
Rechtschreibung und Interpunktion wurden möglichst den heutigen Regeln angepasst, Abkürzungen fast durchwegs ausgeschrieben. Das Ziel war ein lesbarer Text. Nicht verändert wurden Wortwahl, Grammatik und Satzbau des Originals, auch wenn sie zum Teil fehlerhaft sind.
Christoph Schäfer scheint seine Aufzeichnungen immer erst ein oder mehrere Jahre nach den Geschehnissen ins Reine geschrieben zu haben. Zum Bei-spiel erwähnt er unter dem Jahr 1842 ein Ereignis, das erst 1844 stattfand.
Dem Werk folgt ein von anderer Hand geschriebener Text, der die Jahre von 1847 bis 1854 behandelt. Es ist wahrscheinlich, dass er auch von Schäfer verfasst wurde, da Satzbau und Stil dem ersten Teil sehr ähneln. Die Notizen zu den Jahren 1809, 1811, 1869 und 1870 finden sich im gleichen Exemplar der Archivbücherei. Zum besseren Verständnis wurden eine Einleitung zu Schäfer selbst und Anmerkungen zu heute nicht mehr gebräuchlichen Wörtern, Begriffen und zu Personennamen beigefügt. Sie wurden durch Hans Ebert und Dietrich Weiß verfasst.
Ich bedanke mich bei meiner Familie, bei den Herren Hans Ebert, Dr. Stefan Mühling, Dietrich Weiß sowie bei allen anderen Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft für Heimatgeschichte für ihre kompetente Förderung und Unterstützung.
Willi Schürrlein, Kaltenbronn
Wer war Christoph Schäfer?
Schäfers Aufzeichnungen müssen, besonders was seine Wertungen betrifft, sehr distanziert betrachtet werden. Er schrieb persönliche Ansichten nieder, die nicht immer der historischen Wahrheit entsprechen.
Für ihn wichtig war, was seine Bedeutung als Gastwirt, Posthalter, Stadtgemeindevorstand und Landtagsabgeordneter hervorhob. Er war streng evangelisch; aber der ebenbürtige Umgang mit den Feuchtwanger Geistlichen als Amtspersonen stand im Vordergrund. Pietistische oder rationalistische Einstellungen, die von der Norm abwichen, waren ihm unsympathisch. Er war königstreu im Sinne der Restauration, stand jedoch Entscheidungen der Bürokratie oft kritisch gegenüber. Er war ein Verfechter der Trennung von Justiz und Verwaltung. Dass Schäfer Antisemit war, machen mehrere sehr deutliche Formulierungen, zum Beispiel über den Synagogenneubau von 1833, deutlich. Den 16-jährigen Wilhelm Oettinger behandelte er ohne Rücksicht darauf, dass dieser wegen erwiesener Unschuld freigesprochen worden war, weiterhin als den Brandstifter von 1837. Nach dem Freispruch ließ er ihn im Gefängnis einsperren und zwang ihn zur Auswanderung in die USA. Erst das Einschreiten des Königs scheint das Recht wieder hergestellt zu haben.
Trotz dieser Einschränkungen stellt die vorliegende Niederschrift ein interessantes Bild Feuchtwangens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dar.
Dietrich Weiß
2004