Band 4 
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Ein Münzfund aus Feuchtwangen-Bonlanden - Inhalt >>

Charakterisierung des Fundes

Die ältere numismatische Forschung sah ihre Hauptaufgabe in der Identifizierung und katalogmäßigen Erfassung von Münzen. Verstärkt nach dem Zweiten Weltkrieg rückte die Erforschung der Geldgeschichte in den Blickpunkt des Interesses. Neben der einzelnen Münze und der schriftlichen Überlieferung sind Münzfunde eine wichtige Quelle, um Aussagen über Geldumlauf und Umlaufdauer von Münzen in einem bestimmten Gebiet machen zu können, da als Folge des grenzüberschreitenden Warenverkehrs fremde Münzen ein- und einheimische Münzen ausgeführt wurden. In Münzfunden findet dieses Phänomen wie in keiner anderen Quelle seinen Niederschlag. Einheimisches wie auch fremdes Geld lief um, wurde gehortet und mitunter verborgen. In aller Regel legte man gute Münzen zurück. Die stark abgegriffene und beschnittene Münze aus Mailand (Nr. 217) allein spricht noch nicht gegen diesen Grundsatz, ebensowenig der kupferne, mit einer dünnen Silberschicht überzogene Kärntner Halbbatzen (Nr. 49). Er dürfte von seinem ehemaligen Besitzer nicht als Fälschung erkannt worden sein, da er ihn sonst sicherlich nicht gehortet hätte.
 
Wegen der besonderen Bedeutung von Münzfunden als Geschichtsquellen regeln die Denkmalschutzgesetze der einzelnen Bundesländer die Behandlung derartiger Münzfunde, wonach ein Fund der unteren Denkmalschutzbehörde zu melden und der Erfassung und wissenschaftlichen Bearbeitung zugänglich zu machen ist. 1
 
Der Münzfund von Feuchtwangen zeigt lediglich einen Ausschnitt aus dem tatsächlichen Münzumlauf seiner Zeit, da sowohl höherwertige Münzen, nämlich Goldmünzen, Taler und Gulden sowie deren Teilstücke, als auch Kleinmünzen, wie Kreuzer, Heller und Pfennige, fehlen. Das Fehlen höherwertiger Münzsorten läßt den Schluß zu, daß der ehemalige Besitzer zu einem Berufsstand gehörte, der für den Verkauf seiner Produkte keine großen Summen erzielte - also wohl Krämer, Handwerker oder Bauer, aber sicherlich kein Kaufmann -, das Fehlen der niederwertigen Münzsorten dagegen zeigt, daß es sich nicht um eine zufällige Barschaft handelt, sondern um gezielt über einen längeren Zeitraum aus dem Verkehr gezogene und von dem früheren Besitzer angesparte Münzen, die unter dem Eindruck einer unmittelbaren Bedrohung verborgen wurden. Die beiden Schlußmünzen (Nr. 46 und Nr. 102) wurden 1524 geprägt; man kann davon ausgehen daß der Schatz in kurzem zeitlichen Abstand verborgen wurde. Die älteste datierte Münze ist von 1475 (Nr. 106), die älteste ohne Jahreszahl (Nr. 77) wird vor 1457 datiert, womit der Schatz einen Zeitraum von etwa 75 Jahren umfaßt. Er hat einen Wert von etwa 9 2/3 Gulden.
 
Unterschiedliche Gründe können dazu geführt haben, daß sein früherer Besitzer den Schatz später nicht wieder an sich genommen hat: Möglicherweise hat er den Ort verlassen oder er ist gestorben oder der Verbergungsort innerhalb des Hauses hat sich durch Brand oder Zerstörung so verändert, daß er nicht mehr identifiziert werden konnte.


1) Niklot Klüßendorf: Die Münzfundpflege im Lande Hessen. Archäologische Denkmäler in Hessen, Heft 28. 2. Aufl. Wiesbaden 1993.

Erstellt: 1994 durch Hermann Maué - letzte Änderung am 6.2.2000 durch Hans Ebert
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