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Siegfried von Feuchtwangen (1298-1311)
Siegfried
von Feuchtwangen
Barocker
Kupferstich, vermutlich von Johann Salver (gest. 1738) in "Discursus Inauguralis
..." Würzburg 1720; nach einer Kopie des Fränkischen Museums
Feuchtwangen.
Siegfried von Feuchtwangen dürfte wesentlich später als Konrad geboren sein. Vermutlich war er ein Neffe des Konrad gewesen. Eine verwandtschaftliche Beziehung ist sehr wahrscheinlich. In mehreren Fällen stellten Mitglieder gleicher Familien Hochmeister im Deutschen Orden. Der Vorname Siegfried weicht merklich von den Vornamen anderer Mitglieder derer von Feuchtwangen ab. So findet Schreiber nicht den geringsten Anlaß, Siegfried den Ministerialen von Feuchtwangen zuzuordnen.1 Ein Siegfried, Dekan von Feuchtwangen, wird urkundlich in etwa dem gleichen Zeitraum erwähnt. 2 Aber hier steht stets nur der Vorname, dem die Berufs- bzw. Standesbezeichnung folgt: "Dekan Feuchtwangen" oder "Dekan von Feuchtwangen". Damit ist noch nicht bewiesen, daß es sich bei diesem Dekan um ein Mitglied der Herren von Feuchtwangen handelt. Im vorliegenden Fall wären sonst zwei Männer mit dem Namen Siegfried zur gleichen Zeit im Familienverband.
Von Siegfried von Feuchtwangen erfahren wir erstmals in einer in Nürnberg ausgestellten Urkunde vom 16. November 1298. Es handelt sich hierbei um eine Streitsache zwischen ihm, dem Deutschmeister des Deutschen Ordens, und seinen Ordensbrüdern einerseits und dem Helwig von Randersacker, dem Meister des St. Johannisordens von Deutschland und dessen Ordensbrüdern andererseits. 3 Da Heinrich von Nesselrode bis 1298 Deutschmeister im Deutschen Orden war, kann die Deutschmeisterzeit Siegfrieds nur für knapp ein Jahr angesetzt werden; 4 denn bereits am 3. August 1299 tritt er in einer Urkunde als Zeuge in der Funktion eines Komturs von Wien auf. 5 Über die Tätigkeit Siegfrieds vor seiner Deutschmeisterzeit fehlen bis heute noch jegliche dokumentarische Informationen. 6 Hier lockt natürlich die Spekulation, den vorgenannten Dekan Siegfried einzubringen. Wir wissen weitaus weniger über Siegfried als über Konrad von Feuchtwangen. Dies mag auch der Grund sein, daß die Historiker bisher nur wenig und in Kurzform über ihn berichtet haben.
Siegfried begegnet uns noch
einmal als Komtur zu Wien im Zeugnisbrief über die Schenkung eines
Weingartens zu Hohenwart (etwa 49 km nordwestlich von Wien) an das Stift
Lilienfeld (etwa 58 km südwestlich von Wien) vom 11. November 1300.
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Die Erfahrung zeigt, daß es durchaus üblich war, daß die
Gebietiger, die Komture, jederzeit eine andere Aufgabe zu übernehmen
hatten. Sie mußten dann einen Rechenschaftsbericht über die
zuvor ausgeübte Tätigkeit abgeben. So nimmt es auch nicht Wunder,
daß Siegfried vom Amt des Deutschmeisters nun die Kommende Wien übernehmen
mußte. Wir wissen nicht den Grund der neuen Amtszuweisung.