Band 2
Inhaltsverzeichnis
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Vorwort

Im Band 1 der vorliegenden Schriftenreihe hatten wir angekündigt, in Zukunft auch kürzere Beiträge zur Veröffentlichung aufzunehmen. Auf diese Weise sollten die doch sehr weitgefächerten Forschungen unserer Arbeitsgemeinschaft in ihrer ganzen Vielfalt vorgestellt werden. Nun stehen aber für die 800-Jahrfeier des Deutschen Ordens Arbeiten zur Verfügung, die uns veranlaßt haben, wiederum ein ganzes Buch einem einzigen Thema zu widmen.

Die beiden Hochmeister des Deutschen Ordens, Konrad von Feuchtwangen (gestorben 1296) und Siegfried von Feuchtwangen (gestorben 1311) verknüpfen die Geschichte des Deutschen Ordens mit dem Namen unserer Stadt für alle Zukunft. So ist denn auch dieses umfangreiche Thema eine bleibende Aufgabe für die Geschichtsfreunde unserer Stadt.

Unser Mitarbeiter Werner Uhlich, der sich seit Jahrzehnten mit der Materie befaßt und schon mehrere Beiträge (1957, 1971 und 1983) über Konrad und Siegfried von Feuchtwangen veröffentlichte, hat den derzeitigen Forschungsstand um diese beiden Hochmeister zusammengefaßt und seine eigenen Ergebnisse mit eingebracht.

Die lokale Geschichtsschreibung befaßt sich schon seit dem 17. Jahrhundert mit den Herren von Feuchtwangen. Entgegen einer alten Tradition, welche sie als Grundherren von Feuchtwangen sehen wollte, bevorzugte man bald die noch jetzt anerkannte Auffassung, daß die "von Feuchtwangen" Ministerialengeschlechtern entstammten, die sich nach ihrem Amtssitz Feuchtwangen benannten. Auch unsere beiden Hochmeister sind Abkömmlinge dieser Geschlechter.

Erst seit einigen Jahrzehnten jedoch pflegt man das Andenken an sie in Feuchtwangen. Das Bewußtsein von der Tätigkeit des Deutschen Ordens und der Hochmeister vertiefte sich. Vor allem die Aktivitäten des Deutschen Ordens in Preußen (Ostpreußen) rückten ins Blickfeld. Ideologische Strömungen benutzten Namen und Symbole aus der Ordenstradition und gedachten, aus ihnen ideelle Kräfte für selbst formulierte Ziele zu aktivieren. Im 1926 in Feuchtwangen eingerichteten Heimatmuseum (jetzt Fränkisches Museum) fanden sich zwei große Kupferstiche mit den Porträts von Konrad und Siegfried, die 1912 von August Fischer, Bad Tölz (ehem. Bezirksamtmann in Feuchtwangen), überlassen wurden. Der "Bund deutscher Osten", dem die Stadt 1934 als Mitglied beitrat, verwendete beispielsweise als Zeichen eine abgewandelte Form des Deutschordenskreuzes, ähnlich wie auch der "Reichskolonialbund". 1951 wurde den Feuchtwanger Pfadfindern ein "Deutschordenswimpel" verliehen, und seit 1953 grüßt Siegfried aus dem alljährlichen Mooswiesenfestzug, wie er in das "... Pruzzenland zieht, um es mit deutschem Wesen zu durchdringen ..." - nach einer Formulierung aus der Feuchtwanger Chronik Wilhelm Schaudigs von 1927.

Eine Gedenktafel für die beiden Hochmeister wurde 1956 an der Stiftskirche im Kreuzgang angebracht, und im Westflügel des Kreuzganges zeigt eine Landkarte die Leistung Süddeutschlands am Aufbau des Ordens. 1959 erhielten zwei neue Straßenzüge im Siedlungsgebiet Weiherlache die Namen Konrad- bzw. Siegfriedstraße. Seit 1961 verwendet die Bundeswehreinheit in Feuchtwangen eine abgewandelte Form des Deutschordenskreuzes als Regimentszeichen, und seit 1965 trägt die neue Feuchtwanger Kaserne die Bezeichnung "Hochmeisterkaserne". Freudig wurde 1979 in der Feuchtwanger Presse vermerkt, daß die 1954 vergrabenen Standbilder der Berliner Siegesallee - eines davon zeigt Siegfried von Feuchtwangen, "... den größten Sohn unserer Stadt ..." - wieder ausgegraben werden sollten. Ein Denkmal für Siegfried an der Stelle des 1941 entfernten Kriegerdenkmals vor dem Chor der Stiftskirche am Marktplatz war 1983 im Gespräch. 1984 und 1986 bot das Evangelische Bildungswerk zwei ungedruckt gebliebene Vorträge über die Herren von Feuchtwangen an.

Lassen Sie sich von diesem Buch zu einem weiteren Studium der Ordensgeschichte anregen. Sie ist spannend, von europäischer Dimension. Der Orden erlebte große Rückschläge, Veränderungen im Aufbau und in der Zielsetzung und manchen zähen Neuanfang. Er besteht als klerikaler Orden mit sozialem und pädagogischem Engagement weiter. Auch Ordensschwestern gehören ihm an, die z. B. in der Partnerstadt von Feuchtwangen, in Lana/Südtirol, im Kloster Lanegg tätig sind.

Will man seine Tätigkeit über die Jahrhunderte beurteilen, so ist wohl ausschlaggebend, inwieweit er seine Ziele zu erreichen suchte unter Beachtung der ihm vorgegebenen und ihn verpflichtenden Werte, und seiner selbst gewählten, ihn beflügelnden Ideale.

Durch Vermittlung von Pater Antoni Kielbasa in Trebnitz konnten wir die Autoren Romuald Kaczmarek und Jacek Witkowski für einen Beitrag über das Grabmal Konrads von Feuchtwangen in Trebnitz gewinnen. Es handelt sich hierbei um Teilauszüge aus ihrer 1988 in Breslau in polnischer Sprache erschienenen Arbeit über das Grabmal Heinrichs I. des Bärtigen von Schlesien und des Hochmeisters des Deutschen Ordens, Konrad von Feuchtwangen, in der Zisterzienserinnenkirche in Trebnitz. Die Autoren sind am Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der Universität Breslau tätig und bereiten zur Zeit unter anderem ein Verzeichnis der Kunstdenkmäler der Kirche und des Klosters von Trebnitz für die Polnische Akademie der Wissenschaften vor. Ihre Arbeit trägt zur Bereicherung des Wissens über Konrad von Feuchtwangen wesentlich mit bei.


Ein besonderer Dank gilt den Förderern dieses Bandes:

Volksbank Feuchtwangen
Kleine Galerie, Feuchtwangen
Familie Wolfgang Kurz, Feuchtwangen
Stadt Feuchtwangen
Bezirk Mittelfranken
Landrat des Landkreises Ansbach
Druckerei Sommer, Feuchtwangen
Ohne diese finanzielle Unterstützung wäre das Erscheinen von
Band 2 der "Feuchtwanger Heimatgeschichte" nicht möglich gewesen.


Fritz Wünschenmeyer
Sprecher der Arbeitsgemeinschaft für Heimatgeschichte in Feuchtwangen

Erstellt: 16.3.1998 durch Werner Uhlich; letzte Änderung am 17.5.2000 durch Hans Ebert
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